Aktuelle Notiz:  Nach dem Geraer Parteitag der PDS

von Petra Pau, 15. Oktober 2002

1. 

Die Signale aus der PDS sind so konträr, wie die Meinungen auf dem Parteitag. In Sachsen, höre ich, haben Genossinnen und Genossen ihren Erfolg mit Sekt begossen. Andere Delegierte sind in Katerstimmung und mit der Frage abgereist: „Sag mir bitte, warum soll ich noch in der PDS bleiben?!“ Soweit die Binnen-Sicht.

2. 

Ein Blick in die Medienlandschaft lässt ahnen, wie jene den Parteitag wahrnehmen, die nicht dabei waren und folglich auf Berichterstattungen angewiesen sind. Ich dokumentiere hier nur Schlagzeilen.
 
Berliner Zeitung: Aufbruch in die Bedeutungslosigkeit, Focus: Zimmer gewinnt Machtkampf, BILD: Beton-Sozialisten überrollen Reformer, Die Welt: Gera gerät zum Fiasko der Reformer, Märkische Allgemeine: Gabi allein zu Haus, Stuttgarter Nachrichten: Rückwärts zum Neuanfang, Nürnberger Nachrichten: Die Scherben von Gera, Ostsee-Zeitung: PDS in neuer Krise, Berliner Kurier: Wohin treibt jetzt die PDS? Junge Welt: Zimmer mit Aussicht, Neues Deutschland: Flucht aus dem Karl-Liebknecht-Haus, FAZ: Abschied aus der Gegenwart, Taz: Ein Schritt nach vorn in den Abgrund, Tagesspiegel: Solidarität mit der Vergangenheit, Frankfurter Rundschau: Unbrauchbar!

3. 

dpa zitiert Peter Porsch, wieder gewählter stellv. PDS-Vorsitzender: „die PDS sei zu sich selbst zurückgekehrt... Das Problem sei“ - immer noch dpa und O-Ton - „dass wir keine gemeinsame politische Grundlage haben.“
 
ddp und andere melden: „PDS-Chefin Zimmer fordert Partei zur Geschlossenheit auf. Die PDS dürfe sich nicht auf eine Auseinandersetzung zwischen Reformern und Traditionalisten einlassen.“

4. 

Ich will hier nicht auf innere Probleme und - wie ich finde - total falsche Appelle eingehen. Mir geht es in dieser Notiz nur um die veröffentlichte und folglich wahrnehmbare Sicht auf "Gera". Ich füge hinzu: Sie ist keineswegs nur bösartig und falsch, wie man sich hie und da unter Genossen gern einredet.

5. 

Unterm Strich bleiben als öffentliche Botschaften:
 
a) Die PDS hat sich nach der Wahlniederlage wiederum mit sich selbst beschäftigt. Ein Signal des Aufbruchs in die Gesellschaft war das mitnichten.
 
b) In der PDS wurde gegeneinander gekämpft, selbst mit bejubelter Demagogie. Ein Signal anziehender Kultur war das nicht.
 
c) In der PDS gibt es unterschiedliche Analysen und Schlussfolgerungen. Die empfohlene Spitzen-Antwort heißt offenbar: „Geschlossenheit ohne Auseinandersetzung“. Eine adäquate Antwort ist auch das nicht.
 

 

 

15.10.2002
www.petra-pau.de

 

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