Politische Ausrichtung DIE LINKE

frage: Seit es die Möglichkeit gibt, euch hier im Westen zu wählen, habe ich euch gewählt. Jedoch seid ihr mir nicht entschieden genug links. Ich bin mißtrauisch geworden. Die Grünen, damals noch einigermaßen links, hatten sich noch kurz vor der Übernahme der Regierungsverantwortung für die Abschaffung der Bundeswehr stark gemacht, kurz nach Übernahme der Regierungsverantwortung aber die Beteiligung Deutschlands an einem völkerrechtswidrigem Krieg ermöglicht. Wer versichert mir, dass das bei euch nicht so ähnlich laufen würde? Müssen wir nicht entschiedener gegen ein System eintreten, für das nicht nur mir kein besseres Wort, wie „Kapitalfaschismus“ einfällt?

mFg
C. Schmidt
Schleswig-Holstein
28. Januar 2008

Sehr geehrter C. Schmidt,

ich teile Ihre Auffassung, dass die Bundesrepublik Deutschland mit Zustimmung der Grünen an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt ist, übrigens nicht nur in Ex-Jugoslawien. Die PDS hat dies immer abgelehnt und DIE LINKE ist derzeit die einzige Partei im Bundestag, die den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordert.

Zugleich hat sich Bündnis 90/Die Grünen an einer Politik beteiligt, die als neoliberal bezeichnet wird und die letztlich alle Grundlagen für soziale Gerechtigkeit und Demokratie der Allmacht des Kapitals opfert. Wobei Kapital nicht das gute oder schlechte Geld ist, das an Börsen weltweit gehandelt oder verzockt wird. Kapital ist ein gesellschaftliches Verhältnis.

Auch dagegen hat sich die PDS immer engagiert und DIE LINKE tut es weiterhin, wiederum derzeit als einzige Partei im Bundestag.

Gleichwohl habe ich anderthalb Einwendungen gegen ihre Formulierungen. Die Bezeichnung „Kapitalfaschismus“ finde ich falsch, weil sie letztlich auf eine Verharmlosung der NS-Zeit, ihrer systematischen Massenmorde und ihrer kriegerischen Welteroberungsfeldzüge hinausläuft. Das ist mein erster Einwand.

Der zweite: Natürlich muss mehr getan werden, um den Kapitalismus als System zurückzudrängen. Aber das gelingt nicht, nur weil eine Partei dafür rote Fahnen schwenkt. Dazu brauchen wir gesellschaftliche Mehrheiten und für die werde ich weiterhin werben, bei scheinbar kleinen Alltagsfragen und bei deutlich zunehmenden Weltproblemen. Das ist mein Links-Verständnis.

Petra Pau
Berlin, 29. Januar 2008

 

 

29.1.2008
www.petra-pau.de

 

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