Die von der CDU/CSU geforderte Leitkultur-Debatte ist ein gefährlicher Ersatz-Diskurs. Die Würde aller Menschen ist gleich, das ist verbrieft. Ebenso, dass man nicht töten darf, usw. Der Rest ist banal, beschränkt oder anmaßend.
Vor allem übersehen die Leitkulturfechter zweierlei:
Soziale Bindungen sind keine bloße Kulturfrage. Sie entspringen zuvörderst materiellen und gesellschaftlichen Bedingungen. Wer sozial ausgegrenzt wird, wird stigmatisiert und nicht integriert. Fünf Millionen Arbeitslose zeigen: Das ist ein gesellschaftliches Problem und kein spezifisch-kulturelles.
Außerdem wird die Integration von Migrantinnen und Migranten einseitig als Bringe- und Verzichtsaufgabe an Migrantinnen und Migranten definiert. Das war 40 Jahre lang falsch und das wird nun nicht besser.
Kurzum: Die Leitkultur-Fanatiker weisen einen Irrweg.
Berlin, den 6. November 2005
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