Chaos bei den Linken?

Wo sehen Sie die Ursachen für die „Selbstverfleischung“ innerhalb der Linkspartei? Die seit dem Rückzug(leider) von O. Lafontaine innerhalb der Linkspartei zu beobachten ist. Wäre es m. E. nicht besser, die ewig Gestrigen aus Ihrer Partei auszuschließen? Damit meine ich z.B. die „Befürworter“ in MPV des Mauerbaus? Ist der Schaden für die Partei noch nicht groß genug? Diese Leute werden Sie mit Überzeugungsarbeit m. E. auch nicht mehr ändern. Für diese „Mitglieder“ riskieren, dass die Linkspartei noch weiter in den Umfragen abrutscht? Ist es das wert?

Rüdiger Tinius
Brandenburg
3. September 2011

Sehr geehrter Rüdiger Tinius,

Ihre Sorge über das aktuelle Erscheinungsbild der Partei DIE LINKE teile ich besorgt. Es gibt Streitereien, die schwer verständlich sind. Es gibt ungeklärte Fragen, zum Beispiel über die Strategie der Linkspartei, die zuweilen persönlich, statt sachlich ausgetragen werden. Und es gibt Leute, die sich inszenieren, wohl wissend, dass sie damit Positionen der Linkspartei diskreditieren.

Das alles greifen viele Medien genüsslich auf und verstärken so die Probleme zu Lasten der Linkspartei. Mit Folgen. Vor Wochenfrist war die Fraktion DIE LINKE in Klausur. Es ging ausnahmslos um Sachthemen, wie Auswege aus der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, um ein soziales Gesundheitssystem, und so weiter. Kein einziges dieser Themen fand sich in den (großen) Medien wieder. Stattdessen gab es (fast) nur Berichte über Streit in der LINKEN, obwohl es den in Rostock gar nicht gab. Soviel zu den (maßgeblichen) Medien.

Allerdings gehöre nicht zu jenen, die alles (nur) den „bösen bürgerlichen Medien“ in die Schuhe schieben. Ob „Kommunismus“-, „Mauer“- oder „Castro“-Debatte, die Stichworte wurden uns nicht untergeschoben, sie kamen aus den eigenen Reihen. Das ärgert mich, in Wahlkampfzeiten umso mehr.

Nun zu ihrer konkreten Frage: Die Hürden für Parteiausschlüsse wurden schon in der PDS sehr hoch gelegt. Das hat viel mit der Geschichte der SED (noch mehr der kommunistischen Bewegung) zu tun, wo die Disziplinierung (bis Eliminierung) Andersdenkender zum Handwerkszeug des „demokratischen Zentralismus“ gehörte. Der „Bruch mit dem Stalinismus als System“ schließt auch den Bruch mit solchen Methoden ein. Das schließt Parteiausschlüsse nicht aus. Aber die Gründe dafür müssen sehr gravierend sein.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau
5. September 2011

 

 

5.9.2011
www.petra-pau.de

 

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