Kommunisten

Hallo Frau Pau,

wie stehen Sie zu dieser Aussage: Um fuer die SPD als Buendnispartner akzeptabel zu werden, muss sich DIE LINKE von Kommunisten trennen und die Kommunistische Plattform aufloesen.

Gruesse
Peter Nusseck
14. März 2008

Sehr geehrter Peter Nusseck,

ich halte dieses Ansinnen für falsch. Auch Kommunistinnen und Kommunisten haben in der Partei DIE LINKE eine politische Heimstadt. Vorausgesetzt, sie akzeptieren den anti-stalinistischen Grundkonsens der PDS, der auch in die programmatischen Eckpunkte der Partei DIE LINKE aufgenommen wurde.

Die Geschichte von SPD und KPD oder von SPD und SED ist höchst widersprüchlich. Dazu gehören Millionen persönliche Schicksale. Das alles lässt sich nicht in vier Zeilen beschreiben. Wer es dennoch tut, ist ein historischer Scharlatan. Grundsätzlich finde ich: Aufklären ist besser als Rechthaben.

Ansonsten wird mit dem Wort „Kommunismus“ viel Schindluder getrieben. Karl Marx verstand darunter eine freiheitliche Gesellschaft mit vollendetem Humanismus. Eine solche Gesellschaft aber hat es noch nirgendwo gegeben. Trotzdem wird allen möglichen Staaten das Adjektiv „kommunistisch“ zugeteilt.

Und so blühen irrationale Phänomene: So, wie es Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer gibt, so gibt es auch Anti-Kommunismus ohne Kommunismus. Dieser Schwachsinn feiert Urständ. Er wird als Bannfluch gegen DIE LINKE geschleudert. Mit Vernunft und Aufklärung hat das nichts zu tun.

Der Witz an alledem und an ihrer Frage ist: Ich habe nach Jahren wieder einmal das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels (1848) zur Hand genommen. Der erste Satz ist bekanntlich berühmt geworden: „Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus.“

Die nächsten drei Sätze aber scheinen mir viel aktueller zu sein. Zitat: „Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet (...) Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre...“

Ich verstehe mich nicht als Kommunistin und ich weiß inzwischen auch sehr wohl, dass namens des Kommunismus unverzeihliche Greuel und Verbrechen begangen wurden. Aber wohl bemerkt: namens des Kommunismus, nicht durch den Kommunismus und schon gar nicht im Kommunismus.

Nun hatten Sie implizit gefragt, ob DIE LINKE dies tun und jenes meiden sollte, um durch die SPD als Bündnispartner anerkannt zu werden. Meine Antwort darauf: Das sollte DIE LINKE tunlichst lassen. Denn die SPD ist nicht unser Oheim und unsere primären Bündnispartner sind die Wählerinnen und Wähler.

Gleichwohl finde ich: Das neoliberale Kartell zugunsten der Reichen und zu Lasten der Armen muss durchbrochen werden. Das geht nur, wenn es neue politische Mehrheiten gibt. Die SPD hat dabei eine Schlüsselrolle. Sie muss sich entscheiden. DIE LINKE wird bei alledem weiterhin das ihrige tun.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau
17. März 2008

 

 

17.3.2008
www.petra-pau.de

 

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