Integration und Fragebogen

frage: Sehr geehrte Frau Pau,

durch Zufall bin ich auf Ihren Beitrag zur aktuellen Debatte über Integration, Fragebogen und „Leitkultur“ gestoßen. So absichtsvoll der Ihre auch gewesen sein mag, er unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen und löst eher Ver- als Entwirrung aus. Sollte Ihre Absicht nicht vielmehr sein, einen sinnvollen Beitrag zu leisten? Sie müßten sich ihrer neu gewonnenen Verantwortung bewußt sein, sind Sie doch erst in der vergangenen Woche in eines der höchsten deutschen politischen Ämter gewählt worden. Mit Polemik jedenfalls werden Sie weniger als ernstzunehmende Stimme wahrgenommen werden. Ich habe mit meiner Freundin zusammen Ihren Test gemacht und dabei kein wesentlich schlechteres Ergebnis erzielt als bei dem Beitrag aus Hessen. Natürlich bin ich mir darüber im klaren, dass Sie mit Ihrem Fragebogen nur ein Beispiel unter anderen sind, die Beiträge von der CSU etwa, wie wir sie heute in der Zeitung lesen dürfen, erleichtern den Diskurs keineswegs. Es würde mich als Wähler ! und Student der Politikwissenschaft schon mehr als trösten, wenn sich abseits von den einschlägigen Grabenkämpfen fruchtbare, auf sachliches Fortkommen ausgerichtete Argumente lesen ließen. Eine ernsthafte Reaktion sieht anders aus.

Für Anregungen stets dankbar,
Ihr Benjamin Drechsel
Baden-Württemberg
10. April 2006

PS: als Fußballfan möchte ich Sie noch darauf aufmerksam machen, dass der von Ihnen genannte Verein „FC Bayern München“ heißt, das vorangestellte "1." gehört beispielsweise zu den Bundesligisten aus Nürnberg oder Köln und ist nicht Bestandteil des Münchener Klubs.

Sehr geehrter Benjamin Drechsel,

ich freue mich, dass Sie mit meinem Fragebogen zum Thema Integration genauso gut klar kamen, wie mit dem aus Hessen. Und, dass sie meinen Bleibetest genauso schlecht finden, wie den Einbürgerungstest aus Hessen.

Denn das war durchaus mein Kalkül. Wir haben unsere Bleibetest-Fragen bewusst so gestellt, mit Dummheiten und Fallen. Eben, weil die allgemeine Frage-Phobie nichts mit dem wichtigen Thema Integration zu tun hat.

Vielleicht haben Sie es übersehen. Wir haben meinen Bleibetest für Deutsche bewusst auf den 1. April datiert. Das ist der Tag, an dem die „deutsche Leitkultur“ in allen Medien gern politische Späße macht. Übrigens finde ich: Auch eine Vizepräsidentin hat ein Bürgerrecht auf Spaß.

Zur Integrationspolitik habe ich andere Vorstellungen und Ansprüche, als sie hie und da verkündet werden. Meine politischen Alternativen finden sich bei www.petrapau.de, u. a. unter „Lesbares“. Ich habe diese als Innenpolitikerin der PDS vertreten und ich werde das auch als Vizepräsidentin des Bundestages tun.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau
Berlin, 12. April 2006

 

 

12.4.2006
www.petra-pau.de

 

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