Ein Bild besteht für sich, überlassen wir das Wort dem Wein

Sandra Rienäcker zur Ausstellungseröffung im Wahlkreisbüro am 15. September 2003

Auch ich möchte Sie persönlich herzlich zu meiner Ausstellung begrüßen. Ich lebe in Hellersdorf und habe vor 2 Jahren mein Malereistudium an der KHB Weißensee bei Wolfgang Peuker abgeschlossen. Ich stelle das erste Mal in meinem Wohnbezirk aus.

Kennen gelernt haben „wir“ uns durch einen kleinen Zeitungsartikel, in dem eine Ausstellungsmöglichkeit an diesem Ort angeboten wurde. Heute möchte ich mich als erstes für die tatkräftige Unterstützung bei der Realisierung der Schau bedanken. Ich will's mal so formulieren: bei anderen Einrichtungen ist der Künstler bei der Organisation mitunter sehr auf sich alleine gestellt.

Nun zur Ausstellung. Ich möchte Sie auf eine kleine Reise einladen: Florenz, Toskana, Darß, Hiddensee - das sind die Orte, die mich zu den ausgestellten Arbeiten inspiriert haben. Die Ölbilder entstanden nach einem Florenzaufenthalt im zeitlichen Abstand von wenigen Wochen bis zu vier Jahren, mit Hilfe von meinen Fotos.

Das Gros der Graphiken habe ich direkt vor Ort, an der Ostsee, vorbereitet. Es sind Ätzradierungen. Die Radierung erfolgt nach folgendem Prinzip: Metall wird mit einer säureresistenten Schicht bedeckt und mit einer Radiernadel werden dann die Stellen freigeritzt, die nach dem Ätzvorgang eine dunkle Linie ergeben sollen. Mit präparierter Platte setze ich mich dann vor das Motiv und zeichne den Erstzustand.

Die gestalterische Verdichtung erfolgt dann über mehrere weitere Arbeitsschritte im Atelier- ähnlich wie bei den Ölbildern. Die Ruinen- Graphiken entstanden vor der Ruine Eldena bei Greifswald. Die Ruine ist der Rest eines Zisterzienserklosters, dessen Ansichten C. D. Friedrich in seinen Bildern verarbeitet hat. (Z. B. Abtei im Eichwald, in Berlin zu sehen).

Mit diesen Ausführungen locke ich Sie schon etwas in die Vergangenheit: ZeitReise. Ich meine die Reise in die Kunstgeschichte. In der Kunst der Renaissance habe ich kunstsprachliche Mittel und Maltechniken gefunden, die für mich auch heutzutage viel bedeuten, zeitlos geworden sind, z. B. die Menschendarstellung, der Reiz der Darstellung der Materialien und Stofflichkeiten. Also: Haut schimmert, Metall glänzt, das Raue einer Mauer…

Mit solchen künstlerischen Mitteln wende ich mich den Menschen und Dingen meiner Umgebung zu - eine Art der Bildformung, die vom kommerziellen Kunstmarkt derzeit nicht übermäßig geschätzt wird. Neben dem „durchgeformten“ Bild, das meine heutige Ausstellung dominiert, existieren auch diverse Zeichnungen, Pleinairs und Ölskizzen als spielerische spontane Notiz eines Gedankens oder einer Bildidee.

Da ich der Meinung bin, dass ein Bild für sich alleine, ohne zusätzliche Erklärungen und Theoriegebäude bestehen muss, übergebe ich nun das Wort dem Wein….
 

 

 

15.9.2003
www.petra-pau.de

 

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