Widerspruch


Beitrag von Petra Pau auf dem Jahresauftakt der Fraktion DIE LINKE
Berlin, 12. Januar 2020

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Am 10. Mai 1933 ließen die Nazis in Hochschulstädten Bücher ihnen nicht genehmer Autoren verbrennen. Zu ihnen gehörten unter anderen Karl Marx, Siegmund Freud, Kurt Tucholsky, Karl von Ossietzky, auch Heinrich Heine. Der hatte schon zu seinen Lebzeiten gewarnt: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Und so kam es ja auch.

Alljährlich erinnern wir auf dem Berliner Bebel-Platz, wie der damalige Schloss-Platz seit langem heißt, mit einem „Lesen gegen das Vergessen“ an diese Schande. 2018 las ich Passagen von Erich Kästner. Auch seine Bücher landeten 1933 in den Hass-Flammen. Später, 1956, hatte er rückblickend gemahnt:

„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf ...“

Wenn ich aktuell mit diesen Gedanken unterwegs bin, dann frage ich meist: In welchem Jahr leben wir in Kästners Sinne eigentlich, 1928 oder schon später?
Untersuchungen belegen: Die Zahl jener, die rechtsextreme und rassistische Einstellungen hegen, ist relativ stabil. Aber sie werden immer lauter, in sozialen Medien und im wahren Leben. Einschlägige Straftaten nehmen zu, auch Gewalttaten. Seit 1990 wurden 170 Menschen getötet - nicht nur 100, wie das Bundesinnenministerium statistisch verharmlost. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger werden bedroht, allemal Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten und so weiter. Nazis bewaffnen sich, zum Teil massiv. Sie versuchen Positionen zu erobern, um diese in ihrem Sinne zu missbrauchen, auch in Landtagen und im Bundestag.

Apropos 1928, das folgende Zitat ist von damals: „Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahm zu legen (...). Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht, den Zustand von heute zu revolutionieren. (...) Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde!“ Das war eine unverhohlene Ansage von Goebbels (NSDAP).

Nun, 2018, bediente sich AfD-Sprecher Höcke genau dieser Nazi-Botschaft.
Wer darob in dieser Zeit auch nur auf die Idee kommt, Antifaschisten, konkret der VVN-BdA, die Gemeinnützigkeit abzusprechen, macht sich zu Handlangern von Rechtsextremen. Das schreit nach Widerspruch - historisch, aktuell, vernehmbar!
 
 

 

 

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