Miteinander - nicht einzeln

Rede von Petra Pau auf der Kundgebung der ver.di Betriebsgruppe bei der Telekom

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

1. 

Ich überbringe Ihnen solidarische Grüße der Linksfraktion im Bundestag. Auf den Bundestag komme ich gleich zurück. Vorher möchte ich zwei andere Punkte ansprechen.

2. 

Ihr kämpft um Eure T-Com-Arbeitsplätze und das ist wichtig. Aber es geht um mehr. In Nürnberg kämpfen AEG-Mitarbeiter, in Spandau FIAT-Kollegen und bundesweit ver.di-Mitglieder im öffentlichen Dienst.
Deshalb mein Rat: Sucht das Miteinander und lasst Euch nicht vereinzeln. Denn es gibt eine gemeinsame Klammer: Ihr schafft die Gewinne und Ihr alle sollt entwertet werden. Dagegen kann man sich nur gemeinsam wehren. Und das solltet Ihr tun.

3. 

Ich habe die Kolleginnen nicht nur aus gutem Brauch zuerst angesprochen. Vom geplanten Arbeitsplatz-Abbau der T-Com sind vor allem Frauen betroffen, besonders in den Flächen-Ländern.
Vor diesem Hintergrund entlarvt sich das ganze politische Geschwätz über Frauen, Familien und Beruf als Lüge. Ich empfehle Euch: Ladet die zuständige Bundesministerin von der Leyen ein.
Sie muss endlich lernen, wo die wirklichen Probleme liegen. Es geht nicht darum, ob vermögende Mütter eine Haushaltshilfe anstellen können. Es geht darum, dass Frauen überhaupt arbeiten und von Arbeit leben können.

4. 

Ihr kämpft übrigens nicht nur für Euch. Jeder Arbeitsplatz, der ersatzlos verloren geht, und jeder Cent, der den Löhnen entzogen wird, schwächt die Kaufkraft, schwächt die Nachfrage und damit den Binnenmarkt.
Heraus kommt eine Abwärts-Spirale, die viele trifft. Ich benutze das Wort „neoliberal“ nicht gerne. Es ist mir zu akademisch und zu wenig plastisch.
Aber darum geht es. Die Reichen werden reicher. Die Armen werden zahlreicher. Die soziale Marktwirtschaft wird unsozialer und die Politik zieht sich aus alledem immer mehr zurück. Das finde ich grundfalsch.

5. 

Und deshalb wird die Linksfraktion im Bundestag einen Antrag einbringen. Darin fordern wir, dass die Bundesregierung als Hauptaktionär der T-Com endlich in Eurem Sinn aktiv wird.
Aber ich warne zugleich vor Illusionen: Wenn Eure Stimmen und die Stimmen der AEG-Beschäftigten, die von FIAT in Spandau und aller anderen, die gefeuert werden sollen, verstummen, dann wird auch unserer Antrag für die Katz sein.
Es gibt keine Hilfe von oben. Ihr seid im Recht, aber um Euer Recht müsst Ihr weiter kämpfen. Und - wiederholt - auf uns könnt Ihr dabei bauen!
 

 

 

22.2.2006
www.petra-pau.de

 

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